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Aktivität „Workshop geleitet von Teilnehmenden“

Einige waren Nachbarn: Täterschaft, Mitläufertum und Widerstand

Dieser Workshop nutzt den Rahmen des Fragen-basierten Lernens und bindet BesucherInnen der Ausstellung Einige waren Nachbarn in moderierte Gespräche ein, in denen ihre Interessen und Fragen die Diskussion anleiten. Durch die Arbeit mit den Videos, Fotos und Texten in der Ausstellung werden die BesucherInnen ermutigt, die Entscheidungen zu untersuchen, die gewöhnliche Menschen in der Vergangenheit getroffen haben und wie sie sich auf aktuelle Themen in ihrem eigenen Lebens beziehen. Während des Hauptteils des Workshops verzichtet die Moderation auf die explizite Vermittlung von Informationen oder die Betonung von Konsequenzen und moderiert in erster Linie die Diskussion der TeilnehmerInnen, um so partizipative Elemente zu stärken.

Wie bei anderen Aktivitäten im Rahmen des Bildungsprogramms Einige waren Nachbarn, beginnen ModeratorInnen den Workshop mit einer Frage an die Teilnehmenden: „Wie war der Holocaust möglich?“ und „Welche Rolle spielten gewöhnliche Menschen dabei?“ Während die Teilnehmenden über ihre Antworten nachdenken, sehen sie sich einen Teil der historischen Filmaufnahmen der Ausstellung an, in denen die öffentliche Demütigung eines jungen Paares durch lokale Zivilisten gezeigt wird, während andere Einheimische zusehen (siehe Aktivität: Historische Filmaufnahmen). Eine Diskussion über das Geschehen in den Filmaufnahmen, das großteils in Abwesenheit uniformierter Nazirepräsentanten stattfindet, stellt oft die bisherigen Annahmen der BesucherInnen in Frage. 

Nach der Orientierung und der ersten Besprechung des Filmmaterials teilt die Moderation drei Sätze vorausgewählter Ausstellungsfotos aus, wobei jeder Satz ein Segment der Ausstellung abdeckt: 1) Deutschland, 2) besetzte mittel- und osteuropäische Gebiete und 3) okkupiertes Westeuropa. Kleine Gruppen von Teilnehmenden wählen ein Foto, das ihr Interesse in Bezug auf die Beteiligung der „gewöhnlichen Menschen“ am Holocaust weckt. Die Teilnehmenden wählen ein Bild basierend auf ihrem anfänglichen Verständnis des Fotos aus und untersuchen erst später dessen Kontext und Bedeutung.

“„Das war das beste Programm, es war ein Selbstläufer. Man musste nur die Teilnehmer miteinbeziehen, und sie leiteten die gesamte Erkundung selbständig. Die anfänglichen Leitfragen lösten einen Denkprozess aus und sie entwickelten eigene Fragen und ein eigenes Verständnis.” Julia, Vermittlerin in der Villa ten Hompel”

Wie können ModeratorInnen den Erfolg erzielen, den Julia beschreibt? Ein kurzes Arbeitsblatt fordert die TeilnehmerInnen dazu auf, das Bild im Kontext des Ausstellungsposters zu untersuchen. Sie werden dazu ermutigt, ihr Verständnis des dargestellten Ereignisses, die Auswirkungen der Situation und schließlich die Fragen zu diskutieren, die dieses Bild in ihnen auslöst. 

Arbeitsblatt

Nach 15 bis 20 Minuten eigenständiger Erkundung trifft sich die Gruppe wieder zu einem gemeinsamen Rundgang durch die Ausstellung und einer Diskussion der ausgewählten Fotos. Jede Gruppe stellt ihr Bild und Poster vor und verwendet bei Bedarf die Leitfragen. Die Moderation greift interessante Bemerkungen und Fragen auf und gibt diese zur Diskussion an die Gruppe zurück. Die letzte Frage des Arbeitsblatts – „Was beschäftigt euch daran, welche Frage(n) wirft es für euch auf?“ – ermutigt die TeilnehmerInnen, die Auswirkungen der Szene auf dem Bild zu diskutieren. Um einen auf die Teilnehmenden ausgerichteten Fokus in der Peer-to-Peer-Kommunikation zu bewahren, bittet die Moderation diejenigen, die dieses Bild nicht ausgewählt haben, zuerst mit ihren Gedanken und Fragen zu antworten. So wird der Rundgang durch die Ausstellung maßgeblich von den TeilnehmerInnen partizipativ geleitet und durch ihr individuelles Verständnis in einem gemeinsamen, moderierten Deutungsprozess herausgearbeitet. 

Als letzten Schritt des Workshops führt die Moderation eine Diskussion über die Verantwortung der „gewöhnlichen Menschen” für ihre Handlungen und darüber, wie sie dadurch zum Holocaust beigetragen oder am Holocaust mitgewirkt haben. Dieser Schritt fordert die Teilnehmenden auch dazu auf, in der Gruppe zu diskutieren, inwiefern dies für ihr heutiges Leben relevant ist.